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    Bio-Siegel

    Mit einem Bio-Siegel werden landwirtschaftliche Produkte gekennzeichnet, die die ökologischen Kriterien des Verbandes oder der Institution, die es vergibt, entsprechen und die nach den von ihm bzw. ihr vorgegebenen Standards hergestellt wurden.
    Das kann so weit gehen, dass gewisse Verpackungsmaterialien nicht verwendet werden dürfen oder dass eine getrennte Lagerhaltung von biologisch hergestellten und konventionellen Produkten verlangt wird, obwohl diese in verschlossenen Gebinden abgefüllt sind.
    Letzteres ist einem meiner Lieferanten passiert und meiner Meinung nach dann doch übertrieben.
    Wenn ich den Gedanken weiter spinne: Darf ich mit einem Diesel-Transporter ausliefern oder muß ich Ochsen vor einen Karren spannen ...?
    In dem Fall hat wohl der Lebensmittelinspektor übertrieben, weil er sonst nichts gefunden hat.
    Aber lassen wir es damit gut sein ...

    Die Einhaltung der Vorgaben wird anhand der Dokumentationspflichten und der Analyse von Warenproben regelmäßig kontrolliert, denn die Konsumenten müssen sich darauf verlassen können, dass sie bekommen, was sie wollen und wofür sie bezahlen.

    Bei den Bio-Siegeln unterscheiden wir zwischen institutionellen Siegeln, wie sie von der EU bzw. einzelnen Ländern vergeben werden, und Verbandssiegeln.
    Das liegt in der Geschichte und der Entwicklung des Biolandbaus begründet, da in den Anfangsjahren noch keine richtigen Strukturen vorhanden waren.
    Verschiedene Akteure organisierten sich, um gemeinsam aufzutreten und die Konsumenten und auch -innen über ihr Angebot zu informieren und es zu bewerben.
    Die Gesetzgeber, meist vertreten durch die Landwirtschaftsministerien, unterstützten die Bemühungen und so entwickelte sich mit der Zeit ein System, das funktioniert, dem man vertrauen kann und das auch liefert, was es verspricht - abgesehen von manch schwer verständlichen Vorgaben, siehe oben, wie immer, wenn Bürokraten reiten.
    Und wie überall, wenn es um Geld geht, kommt es auch hier - leider - zu Betrügereien.

    Europäisches Bio-Siegel

    Das Europäische Bio-Siegel, stammt aus dem Jahr 2010 und kennzeichnet als 'EU Bio-Logo' Lebensmittel, die nach EU-Recht biologisch hergestellt wurden.
    Damit ist es eine gemeinsame Kennzeichnung für alle nach den Vorgaben der EU hergestellten Lebensmittel in unserem großen Wirtschaftsraum.
    Auch Produzenten von außerhalb erfüllen immer öfter die Bedingungen der EU für biologische Lebensmittel.
    Dabei geht es ihnen neben der bestätigten Qualität auch um den Marktauftritt und damit die Bewerbung ihrer Produkte mit Hilfe des EU Bio-Logos.

    AMA-Biosiegel und Verbandssiegel

    Neben dem EU Bio-Siegel werden in den europäischen Ländern noch immer die nationalen und auch Verbandssiegel verwendet.
    Wie oben bereits erwähnt, liegt es an der Geschichte, da es diese Logos schon länger gibt und sie dadurch vor Ort bekannter und vertrauter sind.
    Dazu kommt, dass sie oft auch strengere Kriterien verlangen.
    Um ein Produkt mit dem EU Biosiegel zu versehen, müssen 95 % der Zutaten aus biologischer Landwirtschaft stammen.
    Für das AMA-Biosiegel der Agrarmarkt Austria brauchen sie jedoch 100% biologische Zutaten, die noch dazu alle aus Österreich kommen müssen, ausgenommen sie werden nicht oder in nicht ausreichender Menge im Land produziert.
    Ananas, Bananen, Kaffee oder Kakao wären Beispiele dafür, wobei wiederum nur maximal ein Drittel davon im Endprodukt enthalten sein darf.
    Dazu gibt es noch weitere Vorschriften, die zB. Hygienestandards oder auch die Verpackung betreffen können.

    Die Vorgaben zur Verwendung von Verbandssiegeln wie zB. von 'Bio Austria' oder 'Demeter' gehen zum Teil noch weit darüber hinaus.

    Da ich derzeit Produkte aus Österreich, Italien, der Slowakei und Ungarn im Sortiment habe, verwende ich vorerst nur die jeweilige Landesflagge und das Europäische Bio-Siegel zur Kennzeichnung.
    Viele dieser Produkte erfüllen aber auch die höheren Qualitätsstandards, doch deren Erzeuger ließen sie nicht weiter zertifizieren.

    Ein rein rechnerisches Beispiel dafür ist das Extra Vergine Olivenöl mit Orangenextrakt 'Olio Glorioso'.
    Es gilt laut EU und auch nach AMA-Rechnung als biologisch, da es aus 97% Bio-Olivenöl und 3% Bio-Orangenextrakt besteht, also zu 100% biologisch ist.
    Das Extra Vergine Olivenöl mit Trüffelextrakt erfüllt - wiederum nur rein rechnerisch - jedoch nur die EU- und nicht die AMA-Vorgaben, da die 3 % Trüffelextrakt nicht zertifiziert sind.
    Damit bin ich mit dem 97%-Anteil des Olivenöls über den 95% bio, die die EU verlangt, aber unter den 100% der AMA.
    Wie gesagt, geht es mir in diesem Beispiel nur um die Rechnung, da ein italienisches Produkt ohnehin keine AMA-Zertifizierung bekäme.
    Wobei sich in diesem Fall auch die Frage stellt, warum ich ein Trüffelprodukt extra untersuchen und zertifizieren lassen muß ...?
    Wenn man schon den feritg gewachsenen Trüffel unter der Erdoberfläche nur mit speziell ausgebildeten Hunden finden kann: Wie soll man den vorher chemisch im Wachstum unterstützen bzw. vor Schädlingen schützen ...?
    Das mögen mir bitte die Bürokraten erklären.

    Produziert wird das Olio Glorioso von einem kleinen Familienbetrieb auf Sizilien, der die Oliven von rund 100 ebenso kleinen Vertragsbauern bezieht.
    Freunde der Familie bringen es nach Österreich und da das Öl nicht in großem Stil vermarktet wird und werden kann, wäre eine extra Zertifizierung eine große Belastung.

    So muß jede Untersuchung extra bezahlt werden und dann ist auch noch eine Jahresgebühr für die Verwendung des Logos zu entrichten.
    Diese Kosten müssen auf den Preis aufgeschlagen werden, so wie alles, was uns die Politik als 'Kost' eh nix' verkauft.
    Am Ende zahlt immer der Konsument, ob Ökostromzuschlag, CO2-Gebühr oder eben eine BIO-Zertifizierung ...